Die Bierstraße Mattighofen-Burghausen

Seit dem Jahre 1180 wurde Bayern, zu dem damals auch das Innviertel gehörte, vom Geschlecht der Wittelsbacher regiert. 1518 hatte der evangelische Graf Christoph von Ortenburg das Schloss Mattighofen erstanden. Ab 1597 residierte Herzog Maximilian I. in der Hauptstadt München. Wie sein Vater Wilhelm V. war er arg verschuldet, insbesondere die Ausgaben für sein Heer während des 30jährigen Krieges brachten ihn in große Geldnöte. Auf der Suche nach einer neuen Einnahmenquelle beschloss er, auf ein neues köstliches Getränk eine Monopolsteuer einzuheben, auf das Weißbier.

Bisher wurde in den zahlreichen Brauereien nur das bittere Braunbier hergestellt, das nur von Michaeli (29. Sept.) bis Maria Lichtmess (2.Februar) gebraut werden durfte. Da das Weißbier, das eigentlich von Böhmen in unser Land kam, weitaus besser schmeckte und immer begehrter wurde, sicherte sich der Herzog rechtzeitig das Monopol auf dieses Getränk, das nur zwischen „Georgi und Michaeli“ hergestellt wurde. Braunbier wurde Roggen beigefügt, dem Weißbier aber Weizen.

Der „Bierzwang“ bescherte der Brauerei Mattighofen ein „Monopol“

In Mattighofen wurde von den Ortenburgern um 1550 eine Brauerei im Schloss eingerichtet, wo anfangs nur Braunbier gebraut wurde. Auch auf dem Marktplatz gab es einige Braunbierbrauereien (heutige Apotheke, Gh Graf und Forsthuberhaus). 1602 kaufte Herzog Maximilian die Burg Mattighofen von der Witwe des letzten Ortenburgers zurück und ließ das Brauhaus sofort zu einer Weißbierbrauerei umbauen. Da er das Recht für sich in Anspruch nahm, den Ausschank von Weißbier zu genehmigen, verpflichtete er am 28. August 1607 alle Wirte im Einflussbereich des Rent(=Steuer)amtes Burghausen, das begehrte Weißbier nur von der Brauerei Mattighofen zu beziehen.

Dieser „Bierzwang“ galt für alle Städte und Märkte von Ried, Braunau, Altheim, Friedburg, Uttendorf, Mauerkirchen bis Burghausen. Da nun auf der Straße zwischen Ried, Mattighofen und Burghausen und oft noch bis Altötting zahlreiche Bierwägen unterwegs waren, bekam dieser Weg den Namen „Bierstraße“. Die Personalagenden wurden in München abgehandelt, die Kassenprüfung im Rentamt Burghausen vorgenommen. Dieses Monopol brachte dem späteren Kurfürsten (ab 1623) so viel ein, dass er seine Finanzen wieder in Ordnung bringen konnte. Auf das Weißbier war nämlich eine 4mal höhere Getränkesteuer gelegt worden als auf das Braunbier.

Von Mattighofen aus führte diese Bierstraße über den Siedlberg, auf der Westseite über eine sehr steile Straße, nach Wagenham, wo sich auch zwei Brauereien befanden. Von dort führte sie auf teilweise sehr schlechten Wegen über Landerding, Wiesing und Aschau zur Kreuzung mit der Salzstraße in Gundertshausen. Drei Flüsse mussten dabei überquert werden, die Mattig in Lindach über eine gut erhaltene Holzbrücke, der Englbach in Wagenham wurde einfach durchfahren (bei höherem Wasserstand musste oft auch einige Tage gewartet werden) und über die Salzach zwischen Ach und Burghausen führte eine starke hölzerne Jochbrücke, die auch Überschwemmungen und Eisstau standhielt. Besonders schwer zu bewältigen war der Acher Berg, auf dem oft mehrere Gespanne vorgespannt werden mussten.

An dieser Bierstraße hatten sich in einer Entfernung von nur wenigen Kilometern viele Handwerker angesiedelt. Wagner, Schmiede und Sattler waren wichtige Gewerbe, die zur Reparatur der Bierwägen gebraucht wurden, wenn sie auf den oft aufgeweichten und holprigen Straßen einen Defekt hatten. Außerdem gab es viele Wirtshäuser entlang der Strecke, in denen die Fuhrleute eine Rast einlegen konnten und auch ihren Pferden eine kleine Pause gönnten. Dazu war vor den Gasthäusern ein Balken angebracht, an dem die Pferde angebunden wurden. Kleine Teile der Bierstraße sind noch erhalten, bei Landerting (Gem. Pischelsdorf) ist auch noch eine sehr massive, aus Stein gemauerte Brücke mit einem Gewölbe zu sehen.

Nach der Eingliederung des Innviertels im Jahre 1779 in das Habsburgerreich wurde die Herstellung von Weißbier in Mattighofen beendet. Braunbier wurde noch bis zur Schließung der Brauerei im Jahre 1975 erzeugt.

 

Wesentliche Teile dieser Geschichte sind einem Artikel von Fr. Maria Gann im Bundwerk 1999 entnommen. Aus Anlass der Landesausstellung 2012 wurde von Herrn Schaller Johann ein Film über die Bierstraße mit vielen Hintergrundinformationen gedreht, der im November 2011 vorgestellt wird. Auch während der Ausstellung wird er zu sehen sein.

Michael Stabauer


 

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